Das Bauernsterben in Österreich führt dazu, dass es immer weniger Kleinbetriebe gibt und große Agrarkonzerne die Landwirtschaft in Österreich immer stärker kontrollieren. Das ist aber kein Zufall: Seit Jahrzehnten setzen sich ÖVP und Raiffeisen für Großunternehmen ein und lassen die traditionellen Kleinbetriebe untergehen.
In Österreich gibt es immer weniger Bäuerinnen und Bauern. Mehr als jeder zweite Hof ist seit 1970 verschwunden. Besonders leiden darunter kleine Familienbetriebe, die traditionell die Landschaft und die Kultur Österreichs prägen. An ihrer Stelle treten Agrarkonzerne und adelige Großgrundbesitzer.
Aber wie kann das sein? Die ÖVP stellt seit Ende des Zweiten Weltkriegs den Landwirtschaftsminister. Sie sieht sich selbst als Bauernpartei und sagt von sich, dass sie für die Interessen der Bäuerinnen und Bauern kämpft. Sollte es der Bauernschaft in Österreich dann nicht großartig gehen?
Wer sich die Agrarpolitik der ÖVP und ihres Umfelds anschaut, merkt schnell: Die ÖVP setzt sich zwar für die Landwirtinnen und Landwirte ein, aber nur für die Größten und Mächtigsten von ihnen. Diese werden dank der ÖVP immer größer und reicher, während immer mehr kleine Höfe nicht mehr mithalten können.
Fette Förderungen für Agrarkonzerne
Besonders bei den Agrarförderungen der EU wird das ersichtlich. Über die Hälfte aller Förderungen gehen an die größten 10 Prozent der Agrarbetriebe. Einige der Top-Empfänger sind der Mobilfunkkonzern A1 sowie die Adelsfamilien Habsburg-Lothringen und der Fürst von Liechtenstein. Die kleinsten 50 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe, darunter gehören alle klassischen Familienbetriebe, bekommen nur 2 Prozent der Förderungen.
So wird Steuergeld an Konzerne und Adelsfamilien verschenkt, während kleine Höfe fast leer ausgehen. Das macht es für traditionelle kleine und mittlere Höfe noch schwerer, mit den Großbetrieben zu konkurrieren. Diese bauernfeindliche Politik wurde von der ÖVP verhandelt und beschlossen.
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Raiffeisen und die ÖVP kontrollieren Österreichs Landwirtschaft
Unter noch mehr Druck geraten Österreichs Bäuerinnen und Bauern durch die Raiffeisen-Verband. Dieses Netzwerk an Unternehmen ist eng mit der ÖVP verbunden und beherrscht den Markt für landwirtschaftliche Produkte.
90 Prozent des gesamten Markts für Frischmilch ist in der Hand der Raiffeisen. Auch bei Mehl, Zucker und Molkereiprodukten dominiert die Raiffeisen. In der österreichischen Landwirtschaft gibt es keinen Weg vorbei am Raiffeisen-Imperium.
Viele aktuelle und ehemalige hohe ÖVP-Politiker sind auch bei der Raiffeisen tätig. Ein gutes Beispiel ist der ehemalige ÖVP-Vizekanzler und Parteichef Josef Pröll, der jetzt einem Teilunternehmen der Raiffeisen vorsteht.
“Jedes Mal, wenn ein ÖVP-Ministerposten frei wird, musst’ Angst haben, dass’d deinen Raiffeisen-Berater verlierst.” – Paul Pizzera, Musiker
Die Raiffeisen hat die österreichische Landwirtschaft fest in der Hand. Genauso wie die ÖVP bevorzugt sie Großunternehmen. Sie bekommen für ihre Produkte bessere Preise als Kleinbauern, was kleine Betriebe weiter benachteiligt.
„Wennst die Goschen aufmachst, wirst ruiniert!“
Widerspruch gegen ihr System dudelt die Raiffeisen nicht. Als eine Gruppe von kleinen und mittelgroßen Bäuerinnen und Bauern sich zusammengetan hat, um mit einer eigenen Marke „A faire Milch“ bessere Preise für ihre Milch zu bekommen, hat das Raiffeisen-Imperium seinen Einfluss spielen lassen und die widerspenstigen Bäuerinnen und Bauern in den Ruin getrieben.
Das Projekt „A faire Milch“ musste dadurch trotz großem Erfolg in den ersten Jahren aufgegeben werden. Die beteiligten Bäuerinnen und Bauern hatten dann keine andere Wahl als die Raiffeisen-Molkereien anzubetteln, ihnen wieder ihre Milch abzukaufen. Sie bekamen trotzdem schlechtere Verträge als die Betriebe, die die Macht des Raiffeisen-Verbands nicht in Frage gestellt hatten.
„Sie wollen dir und allen anderen zeigen: Wenn du die Goschen aufmachst, wirst ruiniert.“ – Milchbauer und Mitbegründer von „A faire Milch“, Ewald Grünzweil